Nachdem wir uns im letzten Artikel bereits intensiv mit dem Waggon als Dreh- und Angelpunkt in der Abbildung des logistischen Prozesses der Eisenbahn beschäftigt haben, legen wir das Augenmerk heute auf die Planung.
Im Folgenden beleuchten wir die Planung von Waggons in SAP TM als zentrale Ressourcen.
DER PLANUNGSPROZESS
Über die Logistikmodule SAP ERP, S/4HANA oder ein anderes Vorsystem können Sie Kundenaufträge, Bestellungen und Lieferungen per XML an das SAP TM übertragen. Bei der Übertragung werden im Falle eines Side-by-Side Deployments auftrags- oder lieferbasierte Transportbedarfe angelegt, welche eine Spiegelung der Vorsystem-Belege im SAP TM darstellen. Wenn das SAP TM in einem S/4HANA Gesamtsystem integriert verwendet wird, erzeugt das System direkt Frachteinheiten. Zur Anlage der Frachteinheiten wird die Frachteinheitenbildungsregel ausgelöst und automatisch Frachteinheiten oder Waggoneinheiten angelegt.
Die direkte Erzeugung von Waggoneinheiten bietet sich dann an, wenn die Split-Mengen in der Frachteinheitenbildungsregel schon auf komplette Waggons abgestimmt sind und somit eine Unterteilung in Frachteinheiten obsolet wird. Werden Frachteinheiten aus der Frachteinheitenbildungsregel erstellt, so muss eine zusätzliche Planung der Frachteinheiten auf Waggoneinheiten durchgeführt werden (Mehrstufige Planung in SAP TM). Mehr zur Planung von Bahnprozessen finden Sie in unserem Blog.
BEHALTEN SIE MIT DEM TRANSPORT COCKPIT ALLES IM BLICK
Der Planungs- und Optimierungsprozess wird im SAP TM über das Transport Cockpit abgewickelt. Hier können die Fracht- oder Waggoneinheiten auf Frachtaufträge verplant werden. Einem Frachtauftrag ist zudem ein Triebfahrzeug (zur Traktion) und gegebenenfalls ein zugrundeliegender Fahrplan zugeordnet.
Das Transport Cockpit im Eisenbahn-Szenario
WORAUF KÖNNEN SIE BEI DER PLANUNG ZURÜCKGREIFEN?
Standardroute mit Vor-, Haupt- und Nachlauf
Allgemeine Daten zu einem Bahnfahrplan in SAP TM
DER EINSATZ DES OPTIMIERERS
Bei der Planung über den VSR-Optimierer können die Ladezeitfenster am Quell-Standort (Quell-Ladestelle) sowie die Liefertermine beim Kunden (mögliche Ankunftszeiten bei der empfangenden Bahnstelle) berücksichtigt werden. Ermöglicht wird das durch die Nutzung von Kalender- sowie Handlingsressourcen der Versand- und Empfangsbahnhöfe sowie der Terminierungseinstellungen des Planungsprofiles.
Kalenderressource | Die Kalenderressourcen können die Betriebszeiten von Lokationen festlegen, indem Schichten und Ausfallzeiten definiert werden und die Ressource einer Lokation zugeordnet wird. Dies reflektiert die Öffnungszeiten der beteiligten Bahnstellen. |
Handlingressource | Handlingressourcen bestimmen die Handlingkapazität, mit der Waren mit Hilfe einer Anlage oder eines Geräts geladen oder entladen werden können (z. B. Tore oder Reach Stacker). Dies reflektiert, welche Rangierteams mit welchen Lokomotiven je Bahnstelle im Einsatz sind. |
Planungsprofil | In den Terminierungseinstellungen im Planungsprofil können die Ladedauer und die Ankuppeldauer für bestimmte Lokationen und Transportmittel definiert werden, um die Anlieferzeit zu optimieren und Verspätungskosten zu vermeiden. Dies reflektiert die Zugbildungs- und Zugzerlegungszeiten auf den Bahnstellen. |
PLANUNG DER AUSLASTUNG
Eine weitere Möglichkeit der Kostensenkung liegt darin, eine hohe Auslastung der Züge und Waggons zu gewährleisten. Dies können Sie im SAP TM durch Ausführungssperren auf den Frachtaufträgen abbilden, welche systemisch erst entfernt werden, wenn eine bestimmte Auslastung des Zugs (in diesem Fall des Frachtauftrags) erreicht ist. Somit können geplante Zugleistungen kurzfristig auf andere Fahrplanlagen umgeplant werden.
EVENT-BASIERTE STATUSMELDUNGEN
Zum einen über eine Schnittstelle zum Vor- oder Verladesystem, zum anderen auch manuell können Events im SAP TM pro Zug oder Wagen gesetzt werden und somit folgende Status gemeldet werden:
Event-Übersicht im Beleg
DIE LADUNGSKONSOLIDIERUNG
Sollen eine oder mehrere Frachteinheiten auf eine Waggoneinheit verplant werden, bevor diese Waggoneinheit einem Zug zugeteilt wird, so muss eine Ladungskonsolidierung durchgeführt werden. Hier werden die Frachteinheiten entweder unter Berücksichtigung des Volumens der Waggoneinheit oder unter Nutzung der Laderaumplanung auf eine Waggoneinheit verplant. In beiden Varianten können, um die richtigen Wagenart für eine Frachteinheit zu finden, Inkompatibilitäten genutzt werden.
Zum Beispiel:
Zusätzlich werden in der Ladungskonsolidierung die generellen Dimensionen und Gewichte des Wagens (Fahrzeugressource oder Equipment) sowie die spezifischen Achslasten berücksichtigt. Außerdem kann über eine Bedingung die Streckenklasse anhand von empfangender Bahnstelle und Grenzbahnhöfen ermittelt und für die Planung das jeweilige Transportmittel (Wagenart mit angepasster Kapazität für die jeweilige Streckenklasse) berücksichtig werden, damit der individuelle Wagen nicht überladen wird.
Nach der Ladungskonsolidierung kann über den VSR-Optimierer im Transport Cockpit die Waggoneinheit auf einen Frachtauftrag verplant werden.
Belegfluss im Bahnfrachtauftrag
Positionen im Beleg
TRIANGULATION UND ANSCHLUSSTRANSPORTE
Ein uns immer wieder begegnendes Thema, vor allem im Falle eines eigenen Waggonbestands, ist die Umlaufplanung von Waggons. Diese beinhaltet die Leerwaggonrückführung und -bereitstellung. Hierfür existiert die Funktionalität der Triangulation, welche eine Leerbehälterbereitstellungs-Waggoneinheit und eine Leerbehälterrückgabe-Waggoneinheit in eine Triangulations-Waggoneinheit verheiratet. Diese neue Waggoneinheit deckt beide Abschnitte ab und hat den Bewegungstyp Triangulation.
Triangulation für Waggons
Falls das Ladegut (z. B. im kombinierten Verkehr ein Container) erst im Rahmen eines Vorlaufs per LKW zu einem Terminal gebracht wird, empfiehlt sich zudem die Anschlusstransport-Funktionalität im SAP TM. Die Anschlusstransport-Funktonalität kann sowohl mehrere Frachtaufträge (Bahn sowie Straße) aneinander ketten als auch Rundläufe bilden.
INTEGRATIVE PROZESSE MIT SAP TM
Die Integration zum Eisenbahnverkehrsunternehmen findet auf Basis des Bahnfrachtauftrags statt. Ein Bahnfrachtauftrag konsumiert entweder Frachteinheiten oder Waggoneinheiten je nach Szenario. Diesem Bahnfrachtauftrag wird ein EVU zugeordnet. Per EDI können dann Webservices an den EVU versandt werden. Zur Übertragung verwendet das SAP TM einen Webservice. Zur Verfügung stehen:
Nachrichtenaustausch TM vs. EVU
Die Nachrichten werden über eine Middleware auf die Nachrichten der EVU gemappt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass der SAP TM Standard hier nicht ausreicht. So haben wir an dieser Stelle den SAP Standard erweitert, um beispielsweise den Anforderungen der Deutschen Bahn gerecht zu werden. Die Deutsche Bahn hat unter anderem folgende Nachrichten:
Das Ergebnis der Annahme der Beauftragung findet sich auf dem Bahnfrachtauftragsreiter Status.
Unterbeauftragungsstatus & Bestätigungsstatus SAP TM
Die IFTSTA Daten hingegen landen auf dem Reiter Ausführung in Form von Events.
Ereignisübersucht im Waggonbeleg
WIE GEHT ES WEITER?
Nachdem wir nun einige Grundlagen zu Konfiguration und Stammdaten betrachtet und die Möglichkeiten von Routen und Optimierung beleuchtet haben, werden wir uns im weiteren Verlauf der Blogartikelserie mit Reporting und Abrechnung via SAP TM beschäftigen.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann verfolgen Sie unsere Blogserie oder sprechen uns direkt an.
Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com.
Nina Mallien
Matthias Platzer
Alexander Regin-Lück
Consultants SAP Logistics