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Annemarie Hose

Annemarie Hose

Die Vorteile von Normalized Load Quantity (NQL) and capacities

Werden Produkte unterschiedlicher Art auf den gleichen LKW oder in den gleichen Container verplant, steht der Disponent vor einer Herausforderung: Wie schätze ich die Gesamtkapazität und den Verbrauch durch die Ladung richtig ein? Mitunter wird die Ladung bis auf Palettenstellplätze verplant oder basierend auf diesen eine Gutschrift an den Spediteur erstellt. Daraus ergibt sich die enorme Bedeutung einer generischen Laderaumverbrauchsmengen-Berechnung über alle Ladungstypen hinweg.

Im Rahmen unseres S/4HANA 1909 Upgrades haben wir die neue Funktionalität Normalized Load Quantity (NLQ) im SAP Transportation Management für Sie näher untersucht.

Wer kann die neue Funktionalität nutzen?

Mit dem neusten S/4HANA Release werden Laderaumplaner im SAP Transportation Management bei ihren Tätigkeiten unterstützt: In Zusammenhang mit dem Supply Chain Execution Package Builder  ist die Nutzung einer normalisierten Laderaumverbrauchsmenge in SAP S/4HANA SUPPLY CHAIN FOR TRANSPORTATION 1909 möglich. Dies gilt ebenfalls für SAP Transportation Management 9.6 FPS02, welches offiziell seit Anfang Oktober verfügbar ist.

Die Laderaumplanung

Die normalisierte Laderaumverbrauchsmenge beschreibt den Teil einer Ressource (z. B. eines Laderaums), der von Produkten oder Verpackungen „verbraucht“ wird. Dieser Kapazitätsverbrauch lässt sich in einer Standardmengeneinheit (Unit of Measurement, UoM) ausdrücken, die aus einer Reihe von Möglichkeiten, wie beispielsweise CHEP- oder Europalette, ausgewählt werden.

Mit Hilfe der UoM werden im Package Builder verschiedene Einheiten auf eine Standardmengeneinheit umgerechnet, was besonders bei der Verwendung von vielen unterschiedlichen Ladungsträgern und Packmitteln Vorteile bringt. Diese Zusatzinformation kommt sowohl bei der automatischen als auch der manuellen Planung zum Einsatz. Somit wird die Auslastung einer Ressource innerhalb eines Frachtauftrages optimiert.

Voraussetzungen für die Verwendung der normalisierten Laderaumverbrauchsmenge

Grundsätzlich müssen Einstellungen im Customizing der Frachteinheitsart, der Frachtauftragsart sowie ggf. in der Transporteinheitsart vorgenommen werden. Hierbei kann eine beliebige Standardmengeneinheit gewählt werden, die jedoch in den genannten Belegen übereinstimmen muss. In der folgenden Abbildung wird aufgezeigt, wie die Standardmengeneinheit definiert wird.

System Customizing – Datenpflege in der Frachteinheitsart und Frachtauftragsart

Die Aktivierung erfolgt durch die Pflege und Auswahl der normalisierten Menge oder Standardmengeneinheit im Package Building Profile (Profil für die Packstückerzeugung im SAP GUI) sowie im Planungsprofil für das Transportation Cockpit.

System Customizing – Package Building Profile
Launchpad – Planning Profile

Bei der Pflege der Material- und Verpackungsmaterialstammdaten im SAP ERP ist es wichtig, dass die verschiedenen Ladungsträger mit dem entsprechenden Umrechnungsfaktor als zusätzliche Mengeneinheit anzugeben sind: So werden diese Angaben korrekt für die Produkte in das SAP Transportation Management übernommen und lassen sich in der Transaktion /SAPAPO/MAT1 anzeigen.

Stammdatenpflege – Anzeige Produkt (Verpackungsmaterial) im Bereich Mengeneinheiten

Eine weitere Voraussetzung ist die Definition der Umrechnungsfaktoren der normalisierten Laderaumverbrauchsmenge für Ladungsträger und Verpackungsmaterialien. Diese müssen als Stammdaten in der Packstückartzuordnung angelegt werden (/SCMB/PB_PRD_PKG_ASS).

Stammdatenpflege – Normalized Quantity Definition

Die Kapazität der verwendeten Ressource, wie beispielsweise Truck oder Anhänger, muss in den Stammdaten mit der Standardmengeneinheit für die normalisierten Laderaumverbrauchsmenge gepflegt werden.

DIE UMRECHNUNG IN LADEMETER FÜR EINE UNTERBEAUFTRAGUNG

Weiterhin kann eine zusätzliche normalisierte Einheit (Additional Load Quantity, ALQ) angegeben werden, welche aus der Mengeneinheit der normalisierten Laderaumverbrauchsmenge berechnet wird. Diese kann als Information für die Unterbeauftragung von Frachtaufträgen an Fremdspediteure sinnvoll sein, um beispielsweise den Verbrauch von Laderaum in der Mengeneinheit Lademeter darzustellen. Hierfür muss die Angabe in den Dokumentarten des Belegflusses analog der normalisierten Laderaumverbrauchsmenge erfolgen.

Stammdatenpflege - Umrechnungstabelle NLQ zu ALQ im Bereich Frachtauftragsmanagement

Der Funktionsumfang

Mithilfe der normalisierten Menge können die Ladungsträger mit verschiedenen Abmaßen bzw. Mengeneinheiten äquivalent betrachtet werden und sind somit vergleichbar.

Beispiel:
1 Europalette = Düsseldorfer Palette x 2
1 Europalette = CHEP Palette x 0,9

Sofern die o. g. Einstellungen vorgenommen werden, erscheint in der Frachteinheit bei den allgemeinen Daten ein neues Feld mit der Summe der Auftragspositionen als normalisierte Menge. Zudem wird in den Kopfdaten des Frachtauftrages die Auslastung der Ressource ersichtlich.

Darstellung der NLQ in der Frachteinheit

Die tatsächlich benötigte Verpackungsmenge wird in einem neuen Tab “Packaging Material Overview” ersichtlich, welcher durch die Hinterlegung der normalisierten Laderaumverbrauchsmenge in den Dokumentarten (z. B. Frachteinheitsart) aktiviert wird.

Einschränkungen der Einsatzfelder der Ladungsmengenbrechnung

Aktuell ist die Ermittlung der normalisierten Menge ausschließlich für den Straßengüterverkehr verfügbar. Die aktuelle Roadmap der SAP für SAP S/4HANA Supply Chain for Transportation Management zeigt derzeit keinen Hinweis auf künftige Erweiterungen für andere Verkehrsträger.

Es gelten für die Nutzung der normalisierten Laderaumverbrauchsmengen größtenteils dieselben Voraussetzungen wie für die Nutzung des Package Builders.  Diese sind unter anderem:

  • die Erstellung eines Package Building Profils,
  • die Hinterlegung des Profils in der Frachteinheitenbildungsregel,
  • die Pflege der Findungstabelle für die Packstückzuordnung,
  • die Hinterlegung der Stammdaten sowie alternativer Mengeneinheiten für die Materialien im ERP, und
  • die Pflege der Packmittelstammdaten.

Sofern die beschriebenen Voraussetzungen gegeben sind, ist eine Optimierung der Gesamtauslastung des eigenen Fuhrparks oder der Transportmittel der der eingesetzten Frachtführer möglich. Anhand der benötigten Laderaumkapazität eines oder mehrerer Frachtaufträge kann eine geeignete Ressource ausgewählt werden. Dies bietet den Vorteil, eigene sowie fremde Ressourcen optimal auszulasten und die eigenen Frachtkosten zu senken. Dieses Ziel können Sie mit den manuellen und den automatischen Planungsmöglichkeiten im Transportation Management erreichen.

Neue Funktionen mit SAP TM S/4HANA 1909

Bei der normierten Ladeverbrauchsmenge handelt es sich nur um eine Neuerung im Zuge von SAP TM S/4HANA 1909. Weitere Modifikationen und ergänzende Funktionalitäten haben wir hier für Sie zusammengefasst.


Unser Fazit für Sie

Eine detaillierte Analyse lohnt sich!

  • Mit der normalisierten Laderaumverbrauchsmenge schließt die SAP eine Lücke, um bei der Planung von Transportressourcen unterschiedlichste Materialien und Verpackungen berücksichtigen zu können.
  • Besonders interessant wird es sein, die Ergebnisse im Zusammenspiel mit dem Package Builder zu sehen: Lohnt sich der Mehraufwand in der recht komplexen Stammdatenanlage?

In jedem Fall gilt: Je sorgfältiger Sie die Input-Parameter für den Package Builder ausprägen und je exakter die normalisierte Menge die Unterschiede der zu verladenden Produkte wiederspiegelt, desto besser können Sie ihre Transportmittel auslasten und Kosten einsparen. Ebenso entscheidend ist eine hohe Stammdatengüte, um auf die korrekten und konsistenten Daten zurückgreifen zu können.

Zu all diesen Fragestellungen rund um das Thema Transportlogistik beraten wir Sie gerne! Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich bitte an blog@leogistics.com.

Annemarie Hose
Consultant SAP Logistics

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