SAP Standard tut nicht weh!

Matthias Kraus

Matthias Kraus

Der Grad der kundenindividuellen Lösungen im SAP EWM hat leider stark zugenommen

Die Beratungs- und Projektarbeit in der SAP-Logistikbranche hat in den letzten Jahren durch die kontinuierliche Veränderung und Anpassung von Prozessen auf Kundenseite einen gewaltigen Wandel durchlaufen.

Immer spezifischere Prozesse, die bei unseren Kunden als Reaktion auf die Anforderungen von Fachbereich und auch den vernetzten Geschäftspartnern entstanden sind, wollen im System abgebildet werden. Neue Schnittstellen und eine tiefere Integration der Gewerke – gerade im Umfeld der Lagerautomatisierung – erfordern eine Lösung, die auf der einen Seite zu den Anforderungen passt, und auf der anderen Seite auch in die SAP Logistik Standardprodukte wie SAP EWM eingebettet werden kann.

Welche Herausforderungen Begegnen uns im Projektalltag?

Leider kommt es dadurch im Zuge von Projekten oftmals dazu, dass die neu aufgesetzten Prozesse bereits bei der Neueinführung sehr stark kunden- bzw. dienstleisterspezifisch ausgeprägt sind und nicht mehr im Standard abgebildet werden.

Was sind die Gründe für überflüssige kundenindividuelle Erweiterungen?

  • Fachbereich und IT fehlt es oftmals an der Bereitschaft, Prozesse anzupassen, aufgrund fehlender Akzeptanz des „Neuen“ und mangelhaftem Change Management
  • Ähnliches gilt bei disruptiven Ansätzen zur Optimierung – es fällt schwer „alte Zöpfe abzuschneiden“.
  • Auch die Wahl des richtigen Partners ist ausschlaggebend für Qualität und Zukunftssicherheit der gewählten Lösung:  Mangelnde Prozess- und Lösungskenntnis der Berater führt häufig zu überflüssigen Erweiterungen. 
  • Betrachtet man die vorstehenden Ursachen im Gesamtzusammenhang des Projektplans, wird schnell ersichtlich: Zeit- und damit Kostendruck sind oft Treiber von vermeintlich „schnellen Lösungen“.

Das Resultat ist nur allzu oft ein brandneues System, welches bereits zur Inbetriebnahme derart stark modifiziert ist, dass es an vielen Stellen nicht mehr dem SAP Standard entspricht und entsprechend für den Kunden weder eigenständig wartbar noch releasefähig ist. Oftmals begibt sich der Kunde mit dieser Lösung auch in die Abhängigkeit zu seinem Dienstleister und erlebt in Form von dann verpflichtenden SLA und Serviceverträgen ein böses Erwachen mit direktem Einfluss auf ROI und Folgekosten.

Wie begegnet man speziellen Anforderungen am besten?

Bereits in den ersten Workshops zeigt sich oft: Der Kunde merkt einerseits an, dass sein aktuelles System über Jahre sehr spezifisch an seine Prozesse angepasst wurde und dies nicht nur Probleme bei Erweiterungen und den folgenden Regressionstests nach sich zieht, sondern auch immer mehr Komplexität und Kosten verursacht. Andererseits wird während der Spezifikation der Prozess im neuen SAP-System wieder versucht, dieselben Prozesse kundenindividuell nachzubauen. Hier sind spezialisierte Berater mit tiefer Kenntnis der Standardprozesse gefragt, um dem Kunden Alternativen aufzuzeigen, wie der Prozess auch im Standard aufgesetzt werden kann. Hier spielen neben der Kenntnis des Systems auch Erfahrungswerte verschiedenster Branchen eine Rolle. So kann es durchaus sein, dass ein klassischer Wareneingangsprozess eines Pharma-Kunden einen völlig neuen Impuls im Prozess eines Maschinenbauers geben kann. Dazu benötigt es sowohl Abstraktionsvermögen des Beraters, also auch – und das ist noch wesentlich wichtiger – die Fantasie und das Commitment des Kunden mit dem dazugehörigen Pragmatismus und der Bereitschaft, Prozesse auch neu zu denken.

Besonderheiten in der Lagerlogistik

Viele Prozesse in der Logistik sind natürlich von physischen Gegebenheiten und der Peripherie abhängig – aber auch dort sollte immer ein offenes Mindset vorhanden sein, um die Systemeinführung als Chance nutzen zu können. Der Implementierer benötigt als wichtigste Basis für ein erfolgreiches Projekt das Vertrauen des Kunden. Dieses Vertrauen beinhaltet auch, dass man sich auf das neue System einlassen kann und nicht alten Wein in neuen Schläuchen kredenzt.

Eins ist klar: Keine größere SAP EWM Implementierung wird sich 100 % im Standard abbilden lassen. Zu diffizil sind die spezifischen Prozesse und das ganz spezielle Geschäft des Kunden. Genau deswegen ist es jedoch noch wichtiger, eben genau die Bereiche im Standard abzubilden, bei denen dies auch möglich ist. Spezifische Änderungen sind dem Kunden transparent darzulegen und ihre Auswirkungen zu beleuchten. Gleichzeitig müssen immer die Alternativprozesse im Standard skizziert werden, um den Kunden bewusst zu sensibilisieren und ihm eine validierte Entscheidungsgrundlage zu geben.

Parallel dazu sollten die aktuellen Prozesse immer auf den Prüfstand gestellt werden, um sich zu lösen von der statischen Route vom As-Is = To-Be – hin zur Abbildung des As-Is als Grundlage des neuen, innovativen und zukunftsträchtigen Prozesses. Hier ist es auch wichtig, bewusst im Vorfeld bereits bei der Wahl des Dienstleisters kritisch zu hinterfragen, wie sich das generelle Projektvorgehen darstellt und in welchem Umfang dienstleisterspezifische Plugins als Alternativen zu Standardfunktionen zum Einsatz kommen. Oftmals werden von Anbietern eigenentwickelte Lösungen genutzt, um die Aufwände zu reduzieren – was sich jedoch nach dem Projekt häufig durch Folgekosten bei Anpassungen und Wartung relativiert.

Die besondere Situation im EWM bei der Einführung von SAP S/4HANA

Aktuell ist dieses standardorientierte Vorgehen mehr gefragt denn je. Durch den Wechsel der ERP Systeme auf SAP S/4HANA ändern sich auch dort viele Prozesse und wollen in ein SAP EWM Logistiksystem integriert werden. Dies fällt umso schwerer, je weniger Standardprozesse auf Seite des SAP EWM implementiert wurden. Die Standardintegration, die an dieser Stelle oft das Zünglein an der Waage für die Entscheidung für ein SAP EWM System darstellt, kann ihre Vorteile ausspielen, wenn die Prozesse mit dem entsprechenden integrativen Weitblick eines erfahrenen Beraters aufgesetzt werden. Dies gilt unabhängig davon, ob zuerst das Logistikprojekt oder die SAP ERP Transformation startet.

Wir spielen neben unserer speziellen Expertise im Bereich der SAP EWM Logistik hier zusätzlich unseren Vorteil aus, dass wir gemeinsam mit unserer Muttergesellschaft cbs für alle Module die Prozesse sauber End-to-End aus einer Hand liefern können. Dies ermöglicht uns, gemeinsam mit dem Kunden zukunftssichere und im Standard integrierte Prozesse aufzusetzen, bei denen die Robustheit, Integration und Wartbarkeit des künftiges SAP Systems genau dem entspricht, was sich der Kunde davon erhofft und wofür er uns sein Vertrauen geschenkt hat!

Sie wünschen Sich Unterstützung bei der Analyse Ihrer bestehenden Lagerprozesse? Sprechen Sie uns gerne an! 

Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich gerne an blog@leogistics.com.

Matthias Kraus 
Consulting Director SAP EWM

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