Nutzerzentrierung im B2B

Franziska Luh (X-O Projects)

Franziska Luh (X-O Projects)

Design Thinking in Entwicklungs- und Implementierungsprojekten

Design Thinking hat sich über viele Jahre als Buzzword etabliert. Dabei wird es meist im Zusammenhang mit Innovationsprozessen der B2C-Branchen verwendet. Ein Zyniker könnte behaupten, nur B2Cler hätten Zeit für ausschweifende Kreativprozesse, während im B2B der Fokus auf einer schnellen Lösungsfindung liegt. Dabei ist Design Thinking viel mehr als nur ein Methodenset für Kreativität. 

Design Thinking ermöglicht durch etablierte Techniken und Vorgehensweisen ein tiefes Nutzerverständnis, was im Ergebnis für eine maximale Effektivität von Lösungen sorgt. Es lohnt sich also! Darum betrachten wir in diesem Beitrag die Themen: Was ist Design Thinking? Welchen Vorteil kann Design Thinking in der Softwareentwicklung und in IT-Projekten bringen? Und welche Herausforderungen gibt es in der Praxis?

Fehlende Nutzerzentrierung im IT-Projektumfeld

Wird ein Produkt, bspw. eine Softwarelösung, bei einem Kunden implementiert, ist dies das Ergebnis einer vorher definierten Spezifikation. Die zu Beginn definierten Anforderungen sollen am Ende an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst sein. Die Endanwender werden jedoch in den seltensten Fällen in die Erstellung von Spezifikationen einbezogen. Erhöhter Schulungsaufwand und zeitintensive Anpassungen während der Umsetzungsphase sind die Folge. Für den Kunden entstehen so höhere Kosten im späteren Projektverlauf und Change Requests werden notwendig.

Anwender im Fokus

Eine nutzerzentrierte Entwicklung ist daher immens wichtig, und die Grundlage für zielgerichtete Softwarelösungen. Wird der Anwender optimal im Arbeitsablauf unterstützt, wirkt sich das positiv auf seine dispositiven und operativen Tätigkeiten im Logistikprozess aus.

Mithilfe von Design Thinking wird der Anwender bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eingebunden und es gilt, verschiedene Designmethoden während der Umsetzphase rechtzeitig einzuplanen.

Hintergrund: Was genau ist Design Thinking?

Was bis hierher bereits deutlich geworden ist: Im Design Thinking steht die Perspektive des Nutzers im Fokus eines jeden Prozesses. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Begriff um ein Set an Arbeitsmethoden aus dem sogenannten „Designer Toolkit”. Dabei ist Design Thinking keineswegs eine Modeerscheinung der letzten Jahre, sondern wurde bereits um 1990 von der Design- und Innovationsagentur IDEO geprägt und durch die Weiterentwicklung des Hasso-Plattner-Instituts mit der „Shool of Design Thinking” ab 2007 in Deutschland etabliert.

Design Thinking in DESIGN THINKING IN FÜNF SCHRITTEN

Der idealtypische Ablauf eines Design Thinking Prozesses folgt fünf Schritten, die jeweils verschiedene Methoden beinhalten: 

1. Empathize Forschen und Hineinversetzen in den Nutzer.
2. Define Erkenntnisse konkretisieren und eine Herausforderung priorisieren.
3. Ideate Vielzahl an möglichen Lösungsideen entwickeln und final eine davon fokussieren.
4. Prototype Testbare, einfache Version der Lösung entwickeln (bspw. Click-Dummies für Apps).
5. Test Überprüfen der tatsächlichen Relevanz und Funktion der Lösung.
Grafische Darstellung Design Thinking Modell
Die Phasen des Design Thinkings.

Im Design Thinking unterscheidet man zwischen dem Problemraum (s. erster und zweiter Schritt in der Grafik), in dem eine Herausforderung definiert und Erkenntnisse gesammelt werden, sowie dem Lösungsraum, der diese dann bearbeitet und am Ende das beste Ergebnis testet (s. dritten bis fünften Schritt in der Grafik). Alle Schritte können nach Bedarf wiederholt werden, bis die Herausforderung als geknackt gilt.

Design Thinking in der Praxis

Die Herangehensweise des Design Thinkings eignet sich generell für jede Neuentwicklung und Überarbeitung eines Produkts, Services oder Prozesses – und macht diese nachhaltiger. Das „Richtig-Anfangen“ ist für den langfristigen Erfolg einer Neuheit entscheidend. Wir kennen das: Allzu oft gelangt man nach kurzer Diskussion zu schnellen Lösungsvorschlägen (z. B. dem Einsatz neuer Software), noch bevor man das Kernproblem ausreichend verstanden hat. Aus unserer Sicht kommt gerade im Bereich B2B der erste Schritt des Design Thinkings oft zu kurz. Deshalb gilt für uns: Das wollen wir ändern! Empathize! Wir beobachten und fragen die Kunden, warum sich etwas ändern soll.

Als Praxisbeispiel lässt sich hier der beobachtende „User Experience Test” anführen. Viele Hebel für mehr Effizienz erschließen sich, wenn man nicht nur fragt, sondern seine Endanwender bei der Nutzung von bestehenden Lösungen beobachtet und Schlüsse daraus zieht. 

  • Wo wird geklickt? 
  • An welcher Stelle kommt es zu Verzögerungen? 
  • Was läuft reibungslos? 
  • Was heißt das für das Design der Lösung oder des Produktes?

Beispiel: mobile Anwendungen

In der Softwareentwicklung haben wir den Endanwender stets im Blick: Dies fängt mit einem Responsive UI an und reicht bis zur beratenden Empfehlung für Endgeräte, die alle Anforderungen des Anwenders erfüllen. Responsive UIs ermöglichen dem Nutzer, die Software auf verschiedenen Endgerättypen zu benutzen und dadurch ortsunabhängiger sowie in verschiedenen Arbeitsbereichen zu arbeiten. 

Wir werfen bereits in der Empathize-Phase einen Blick auf die Anforderungen an die Software sowie die Arbeitssituation des Nutzers: Arbeitet der Nutzer mit Handschuhen oder ist die Arbeitsumgebung von Faktoren wie Helligkeit, Temperatur oder Schmutz geprägt, dürfen diese Informationen bereits am Anfang des Entwicklungsprozesses berücksichtigt werden. So ist manchmal der Einsatz eines klassischen Desktop-PCs oder Touch Devices gar nicht möglich, weshalb leogistics hier an alternativen nutzer- und prozessorientierten Softwareprodukten arbeitet.

Wie setzen Sie Design Thinking in Entwicklungs- und Optimierungsprojekten ein?

Es ist einfach! Und es geht schnell! Design Thinking Ansätze lassen sich nahezu in jeden Entwicklungs- und Optimierungsprozess integrieren:

  • Für Neuentwicklungen mit dem Anspruch an viele unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten empfehlen wir einen dreitägigen Ideas Sprint. Nach einer vorgelagerten Nutzeranalyse entwickeln Sie am ersten Tag eine Vielzahl unterschiedlicher Ideen mithilfe von Kreativtechniken. Am zweiten Tag erstellen Sie einfache Prototypen für eine Shortlist der besten Lösungen inklusive detaillierter  Konzeptbeschreibung und Visualisierung, die ein Forscher und ein Kunde als Zuhörer am dritten Tag an der Zielgruppe austesten. Der Ideas Sprint ermöglicht Ihnen eine hohe Geschwindigkeit und ein Maximum an unterschiedlichen Lösungsansätzen.
  • Für die Entwicklung einer konkreten, technischen Lösung bzw. eines Prototyps empfehlen wir einen vier- bis fünftägigen Design Sprint. Auch hier stehen zwei Dinge im Fokus: Schnelligkeit und Wahrheit. Der erste Tag steht dabei ganz im Zeichen der Definition der richtigen Ziele, Zielgruppe und deren wichtigster Stellschrauben – Empathize.  Anders als beim Ideas Sprint wird die Ausarbeitung konkreter. Ziel ist der Live-Test eines möglichst realistischen Prototyps. So wissen Sie am Ende sehr genau, ob noch Anpassungen notwendig sind und stellen sicher, dass Ihr Projektbudget für die richtige Lösung eingesetzt wird.

Die Integration von Design Thinking Methoden in Ihr Entwicklungs- oder Optimierungsprojekt ermöglicht schnelle und gute Lösungen von tatsächlichen Kern-Herausforderungen. Denn auch wenn zu Beginn eine scheinbar logische Lösung Ihre Prozesse beschleunigt, muss das nicht immer die richtige und optimale Lösung sein. Methoden aus dem Design Thinking sorgen für eine bestmögliche „Trefferquote” bei der Lösung Ihrer individuellen Herausforderungen, mit einem Fokus auf die Endanwender.

Schlussbemerkung – Was ist Ihr Anwendungsfall?

An vielen Herangehensweisen steht Design Thinking dran, wenn eigentlich nur ein, zwei Kreativtechniken angewandt werden. 

Hinzu kommt, dass viele etablierte Design-Thinking-Theoretiker keine guten Anleiter von praktischen Prozessen sind. Die „reine Lehre” empfiehlt eine Vorgehensweise, die im Innovationsalltag nicht immer ideal ist, bspw. aufgrund des hohen Zeitaufwandes für mehrfache Iterationen. Wir unterstützen Sie gerne bei der Wahl der richtigen Methode. Und seinen Sie sicher: Die Zeit, die Sie am Anfang zum Verstehen des Kernproblems und am Ende zum Testen investieren, zahlt sich doppelt und dreifach aus.

Welche aktuellen Projekte möchten Sie mit Methoden aus dem Design Thinking angehen und optimieren? Haben Sie bereits mit einzelnen Methoden oder größeren Design Thinking Prozessen zu tun gehabt?
Lassen Sie uns über Ihre Erfahrungen und aktuellen Herausforderungen sprechen und gehen wir es gemeinsam an! 
Bei Fragen zu diesem oder anderen Themen im Blog wenden Sie sich bitte an blog@leogistics.com.

Franziska Luh
Jonas Falkenberg

Zu unserer Gastautorin:

Franziska Luh ist Geschäftsführerin bei X-O Projects. Sie hilft Unternehmen seit 13 Jahren, Menschen und ihre Bedürfnisse sowie gesellschaftliche und technische Entwicklungen zu verstehen, um daraus Produktideen und -strategien zu entwickeln.

Ihre Kernkompetenzen liegen in der Begleitung und Beschleunigung von Innovationsprozessen, in der Entwicklung von Produktstrategien und Wachstumskonzepten.

Dabei hat sie u. a. Kunden aus dem Bereich Retail, Finanzen & Versicherung, Energie, Pharma und Medizintechnik, FMCG, Medien sowie Non Profits unterstützt.

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